"Ihr intergeschlechtliches Kind": Flyer für Eltern erschienen

Flyer "Ihr intergeschlechtliches Kind"
Flyer "Ihr intergeschlechtliches Kind"© Bildnachweis: Flyer Queer Leben

Die Inter* und Trans* Beratung Queer Leben der Schwulenberatung Berlin hat im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend einen Flyer für Eltern entwickelt, die ein intersexuelles beziehungsweise intergeschlechtliches Kind haben oder bekommen werden.

Der Flyer soll Eltern und Angehörige, aber auch das Umfeld der Familie sensibilisieren und dazu ermutigen, gelassen die Einwilligungs- und Entscheidungsreife des Kindes abzuwarten und sich nicht zu einer schnellen Entscheidung über eine irreversible Operation drängen zu lassen. Viele Menschen mit angeborenen Variationen der Geschlechtsmerkmale leiden häufig lebenslang unter einer solchen Operation.

Hilfreiche Informationen und Adressen

Im Flyer sind nützliche und für Eltern hilfreiche Adressen zu Quellen im Internet, Publikationen und Medien aufgelistet. Der Flyer soll Eltern ermutigen fachkundige Beratung zu suchen, damit sie informierte und aufgeklärte Entscheidungen treffen können. Er ist in einigen Geburtshäusern, Hebammenverbänden, Sexualberatungs-, Schwangerschaftsberatungs- und Familienberatungsstellen, bei verschiedenen Ärztinnen und Ärzten oder Bildungs- und Erziehungsberatungen erhältlich.

Sensibel mit Begriffen umgehen

Auf die Geburt eines intergeschlechtlichen beziehungsweise intersexuellen Kindes kann selbst medizinisches Personal überrascht und verunsichert reagieren. Von Ärzten und Ärztinnen wird in der Regel die Diagnose "DSD" (Disorders of sexual Development = Störung der Geschlechtsentwicklung) gestellt. Der Begriff "Störung" ist negativ besetzt und erzeugt bei den Eltern die Assoziation mit einer Krankheit. Es sollte daher besser von Variationen der Geschlechtsmerkmale als von Störungen gesprochen werden. Dies klingt positiver und führt nicht zu der pauschalen Annahme, dass etwas mit dem Kind nicht stimmt.

Das eigene Geschlecht selbst bestimmen

Durch ein abwartendes Verhalten der Eltern können mit zunehmendem Alter die Wünsche des Kindes, in welchem Geschlecht und mit welchen Geschlechtsmerkmalen es leben will, berücksichtigt werden. Das Kind kann sein Geschlecht selbst bestimmen, seine eigene Identität entwickeln und so aufgeklärt eine Entscheidung über seine Zukunft treffen. Die Entscheidung des Kindes kann dann gegebenenfalls durch eine Hormonbehandlung in die gewünschte Richtung unterstützt werden.

Das Bundesfamilienministerium möchte dazu beitragen, die gesamtgesellschaftliche Akzeptanz gegenüber Menschen mit angeborenen Variationen der Geschlechtsmerkmale zu erhöhen.