Einordnung des OECD-Berichts Vergleichen ermöglicht Fortschritte

Der grundlegende Wandel in der deutschen Familienpolitik, seit 2003 vorbereitet und ein Jahr später eingeleitet, stellte unter Bezug auf veränderte Lebenswünsche eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Mittelpunkt. Der Kurswechsel wurde insbesondere deshalb vollzogen, weil international angelegte Vergleichsstudien nicht nur von Seiten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), sondern unter anderem auch die Bertelsmann-Stiftung und Prof. Hans Bertram Ursachen eklatanter Rückstände und Defizite des vorherigen deutschen Weges Evidenz basiert aufgezeigt hatten.

Dementsprechend wurde der in der Öffentlichkeit intensiv diskutierte 7. Familienbericht 2003 durch das Bundesfamilienministerium international vergleichend beauftragt. Dieser unterstützte die Entwicklung des Elterngeldes und des Kita-Ausbaus – zwei zentrale Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Deutschland gravierend verbessert haben. Mit der Einführung des Elterngeldes 2007 rückte auch die Rolle der Väter explizit in den Blick der Familienpolitik. Der 2012 veröffentlichte 8. Familienbericht befasste sich mit Familienzeitpolitik als Chance einer nachhaltigen Familienpolitik. Die Sachverständigenkommission hatte vor dem Hintergrund typischer Zeitkonflikte von Familien Vorschläge erarbeitet, wie die zeitlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten sind, dass Familien die ihr zur Verfügung stehende Zeit besser gestalten können.

Der seinerzeit neue Kurs nachhaltiger Familienpolitik in Deutschland wurde von der OECD aufmerksam registriert und als Paradigmenwechsel eingeordnet. Der bisherige Blickwinkel der OECD, der Familienpolitik nicht als eigenständiges Politikfeld, sondern als Anhang von Sozial- und/oder Gleichstellungspolitik definierte, wurde zugunsten eines modernen Verständnisses weiterentwickelt.

Das Konzept der durch das Bundesfamilienministerium initiierten und gemeinsam mit dem Bundesfinanzministerium bis 2013 durchgeführten Gesamtevaluation Familienbezogener Leistungen wurde von der OECD wegen seiner expliziten Wirkungsorientierung als vorbildlich eingestuft. Schon beim Start 2009 wurde die Gesamtevaluation in Paris den Mitgliedsländern vorgestellt.

Der neue Report unter dem programmatischen Titel "Dare to Share" reiht sich in diese Entwicklung ein. Neu war der vom Bundesfamilienministerium eingebrachte Ansatz der Partnerschaftlichkeit, der einen Qualitätssprung für die Vereinbarkeitsdebatte kennzeichnet. Von Seiten der OECD wurde diese Perspektive positiv aufgenommen und entfaltet. Als der Report am 19. Februar 2017 veröffentlicht wurde, gab es ein lebhaftes Medienecho. Im Rahmen eines Zukunftsgesprächs des Bundesfamilienministeriums, Teil einer gleichnamigen Reihe, wurden im Anschluss die Kernaussagen von Monika Queisser, Abteilungsleiterin Sozialpolitik der OECD, vorgestellt und mit Fachleuten aus Wissenschaften und Verbänden diskutiert. Wichtig aus Sicht des Bundesfamilienministeriums war die Verknüpfung mit dem Zukunftsreport Familie 2030, der als eine Art Kompass mit dem Ziel neuer Vereinbarkeit gilt.