Familie und Digitale Gesellschaft Digitale Agenda für eine lebensWerte Gesellschaft

Mutter und Tochter spielen mit Tablets
Digitaler Wandel zugunsten der Menschen© Fotolia/nenetus

Unsere Gesellschaft wird sich durch den digitalen Wandel weiter verändern. Das Bundesfamilienministerium sieht als Gesellschaftsministerium seine Aufgabe darin, diesen Wandel so zu gestalten, dass er den Menschen zugutekommt - in Familien, im ehrenamtlichen Engagement, im Alltag. Ziel ist eine (digitale) Gesellschaft, in der alle souverän, selbstbestimmt, kritisch und kreativ am gesellschaftlichen Leben teilhaben.

Auf der Fachkonferenz "Digitale Agenda für eine lebensWerte Gesellschaft" im Juni 2017 hat das Bundesfamilienministerium gemeinsam mit Expertinnnen und Experten aus Verbänden, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Digitalszene Zwischenbilanz gezogen, die anstehenden Herausforderungen diskutiert und Handlungsoptionen erarbeitet.

Grundlage war ein Impulspapier inklusive eines Zehn-Punkte-Plans, das um die Anregungen der versammelten Expertinnen und Experten ergänzt wurde. Die so entstandene Publikation "Digitale Agenda für eine lebensWerte Gesellschaft" soll erneut Grundlage für weitergehenden Austausch und die gemeinsame Gestaltung der Digitalisierung sein. 

Zehn-Punkte-Plan

  1. Neue Zugänge
    Das Bundesfamilienministerium entwickelt neue Zugänge zur Information und zur Beantragung von Familienleistungen. Digitale Tools und Antragsassistenten auf der Höhe der Zeit erleichtern Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zu finanziellen Leistungen, sparen Zeit und tragen mit zur Entbürokratisierung der Verwaltung bei. Die beliebte Leistung Elterngeld soll künftig auch online beantragbar sein. Mit ElterngeldDigital wurde nun die erste Stufe – ein Online-Antragsassistent – eingerichtet.
  2. Wir wollen Schritt für Schritt den Weg in Richtung effektiveres und bürgerfreundlicheres Verwaltungshandeln einschlagen.
  3. Potenziale für Familien
    Wir wollen die Potenziale, die die Digitalisierung für Familien bietet, besser ausschöpfen. Es geht um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, von Pflege und Beruf sowie ein gutes Familienleben insgesamt. Wir setzen uns dafür ein, dass Familien selbstbestimmter leben können und der digitale Wandel zu einer Vereinfachung, nicht zu einer Überforderung führt. Mehr Eltern sollen in die Lage versetzt werden, das mobile Arbeiten zu nutzen, verbunden mit einem Recht auf Nicht-Erreichbarkeit. Denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nichts wert, wenn die Familienzeit nur Bereitschaftszeit ist. Wir wollen auch Eltern, die selbstständig tätig sind, und ihre Bedürfnisse verstärkt in den Blick nehmen.
  4. Selbstbestimmtes Leben
    Digitale Hilfsmittel können ältere Menschen dabei unterstützen, länger ein selbstbestimmtes Leben zu Hause zu führen. Das Bundesfamilienministerium setzt sich für die nachhaltige Entwicklung solcher Hilfsmittel gemeinsam mit Älteren ein und stellt sicher, dass sie den tatsächlichen Bedürfnissen älterer Menschen entsprechen und engen datenschutzrechtlichen Bestimmungen folgen.
  5. Digitale Kompetenzen
    Digitale Kompetenzen erschöpfen sich nicht im richtigen Bedienen von technischem Gerät, sondern beinhalten deutlich weitergehende Fertigkeiten, die Bürgerinnen und Bürgern einen kenntnisreichen, kritischen, kreativen und widerstandsfähigen Umgang mit digitalen Medien ermöglichen. Das Bundesfamilienministerium setzt sich dafür ein, dass Bürgerinnen und Bürgern aller Generationen die Chance eröffnet wird, diese digitalen Kompetenzen zu erlernen - auch um einer digitalen Spaltung unserer Gesellschaft entgegenzuwirken. Dies wird flankiert durch einen zeitgemäßen Jugendmedienschutz.
  6. Digitale Teilhabe
    Digitale Medien verfügen über das Potenzial, Menschen in ihrer Selbstbestimmtheit zu unterstützen und ermöglichen ihnen, ihre Anliegen unmittelbar in die gesellschaftliche Diskussion einzubringen. Das Bundesfamilienministerium überprüft vorhandene und entwickelt neue Wege, wie digitale Teilhabe so gelingen kann, dass sie zur Stärkung demokratischer Prozesse und Werte beiträgt.
  7. Zusätzliche Angebote
    Ob der digitale Wandel gelingt und zum gesellschaftlichen Fortschritt beiträgt, hängt ganz wesentlich von der Zivilgesellschaft und der vielfältigen Verbändelandschaft in Deutschland ab. Sie bringen vielfältige Kompetenzen mit, die die digitale Gesellschaft in Deutschland auf eine ganz eigene Art und Weise prägen und bereichern können - als zusätzliche Angebote in der Familienberatung, der Kinder- und Jugendarbeit, der Altenhilfe, im Umgang mit Kranken oder freiwillig engagierten Menschen. Das Bundesfamilienministerium möchte die Rolle der Verbände im digitalen Wandel stärken und die Zivilgesellschaft zum Mitgestalten einladen.
  8. Entlastung von Familien
    In den letzten Jahren wurde eine Vielzahl von digitalen Tools und Plattformen entwickelt, von denen auch Familien bei der Organisation ihres Alltags profitieren können. Häufig aber bleiben gute Ideen für digitale Lösungen zur gezielten Entlastung von Familien bereits in den Kinderschuhen stecken, weil Geld für die Entwicklung oder Verbreitung fehlt. Das Bundesfamilienministerium will deshalb die Entwicklung und Verbreitung von entsprechenden familienunterstützenden Anwendungen fördern.
  9. Diskriminierungsfreie Algorithmen
    Digitaler Code spiegelt immer auch das Wertesystem einer Gesellschaft sowie die Denkweise seiner Entwicklerinnen und Entwickler wider. Das Bundesfamilienministerium setzt sich dafür ein, dass mehr Frauen die Digitalwirtschaft mitprägen und sich unsere gesellschaftliche Vielfalt in der digitalen Welt abbildet. Wenn Entscheidungen auf Algorithmen übertragen werden, müssen diese Algorithmen diskriminierungsfrei arbeiten.
  10. Transparenz der Verwaltung
    Die Transparenz von Verwaltungshandeln trägt mit dazu bei, den Alltag von Bürgerinnen und Bürgern zu entlasten und die Stabilität unserer Demokratie zu gewährleisten. Zudem können innovative digitale Anwendungen nur dann entstehen, wenn entsprechende Daten zur Verfügung stehen. Das Bundesfamilienministerium setzt sich daher für mehr Transparenz im Verwaltungshandeln ein und fördert die Bereitstellung offener Daten (Open Data).
  11. Familienforschung verstärken
    Wie sich der digitale Wandel auf unser (Familien-)Leben auswirkt, rückt zunehmend in den Fokus der Forschung, dennoch existieren nach wie vor große Lücken. Das Bundesfamilienministerium wird in den kommenden Monaten seine Forschungsaktivitäten in diesem Bereich verstärken.