Erfolgsmodell Elterngeld Mit dem Elterngeld in eine neue Ära der Familienpolitik

Junge sitzt auf einem Stuhl, im Hintergrund sind seinem Eltern am Tisch
Elterngeld schafft Zeit für Beruf und Familie

Am 1. Januar 2017 hat das das Elterngeld seinen 10. Geburtstag gefeiert. Seit seiner Einführung haben etwa acht Millionen Personen das Elterngeld bezogen. Es gehört zu den bekanntesten Familienleistungen überhaupt. 91 Prozent der Bevölkerung kennen es zumindest dem Namen nach. 82 Prozent der Bezieherinnen und Bezieher sagen, dass das Elterngeld besonders wichtig für ihr Familieneinkommen ist. Demoskopen sagen: Das Elterngeld ist schnell zu einem Symbol für eine neue Familienpolitik geworden, die sich an den Lebenswirklichkeiten und – wünschen junger Eltern orientiert und deshalb so beliebt geworden.

Paradigmenwechsel in der Familienpolitik

Mit Einführung des Elterngeldes für Kinder, die ab dem 1. Januar 2007 geboren wurden, hat die Familienpolitik ein neues Kapitel aufgeschlagen. Erstmals wurde der Tatsache Rechnung getragen, dass beide Eltern Zeit für ihr Kind benötigen und sich auch nehmen möchten. Und erstmals hat die Familienpolitik anerkannt, dass Eltern einen Einkommensausgleich benötigen, damit sie sich diese Zeit für das Kind und füreinander nehmen können – indem die Leistung als Ausgleich für entfallendes oder verringertes Einkommen gestaltet wurde. Hiermit und mit den Partnermonaten, die die maximale Bezugsdauer verlängern, hat das Elterngeld insbesondere Väter ermutigt, sich Zeit für ihr Kind zu nehmen und damit zugleich ihre Partnerin zu unterstützen.

Das Erziehungsgeld, das Eltern vor dem 1. Januar 2007 zustand, begünstigte hingegen eine verlängerte Erwerbsunterbrechung ausschließlich von Müttern, die damit zugunsten des meist besser verdienenden Partners auf weitere berufliche Entwicklung verzichteten – häufig mit beruflichen und finanziellen Nachteilen. Das Elterngeld ist, anders als das Erziehungsgeld mit seiner Einkommensgrenze – grundsätzlich für alle Mütter und Väter da und hat auch in seiner Eigenschaft als Einkommensersatz eine soziale Komponente: Eltern, die vor der Geburt nur ein geringes Einkommen hatten, erhalten einen Einkommensersatz von bis zu 100 Prozent.

Klares Lob der Fachleute - das Elterngeld im Spiegel der Wissenschaft

Das Elterngeld erhält auch von Expertinnen und Experten große Anerkennung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Entwicklungspsychologie, Demografie und Demoskopie haben sich seit seiner Einführung in zahlreichen Studien der neuen Leistung gewidmet. Ihr Urteil ist einhellig positiv: Das Elterngeld verbessert die Arbeitsmarkteinbindung und Existenzsicherung der Mütter und befördert dadurch die kurz- und langfristige wirtschaftliche Stabilität der Familie. Und es bewirkt, dass es heute mehr aktive Väter gibt, wovon auch die Kinder in ihrer Entwicklung profitieren. Väter verbringen nachweislich deutlich mehr Zeit mit ihren Kindern, wenn sie in Elternzeit sind. Ihr stärkeres Engagement in der Familie erleichtert den beruflichen Wiedereinstieg ihrer Partnerinnen. So haben Mütter, deren Partner in Elternzeit ist, umgekehrt eine mehr als doppelt so hohe Erwerbsquote wie Mütter, deren Partner nicht in Elternzeit ist.

Auch langfristig zeigen sich Wirkungen in den Familien: Väter, die Elterngeldmonate in Anspruch genommen haben, sind auch nach dem Elterngeldbezug aktiver in der Kinderbetreuung. Sogar unabhängig davon, wie lange Väter Elterngeld bezogen haben, wird die Familienarbeit auch Jahre später gleichmäßiger zwischen den Partnern aufgeteilt als in Familien, in denen der Vater kein Elterngeld bezogen hat. So unterstützen sich die Partner gegenseitig und der Zusammenhalt in der Familie wird auf Dauer gestärkt. Diese Entwicklung findet große Zustimmung in der Bevölkerung. 82 Prozent der über 16 –Jährigen in Deutschland und 89 Prozent der Eltern minderjähriger Kinder finden es gut, dass immer mehr Väter sich mithilfe des Elterngelds stärker in der Kinderbetreuung engagieren.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung spricht in seiner aktuellen Studie "10 Jahre Elterngeld – eine wichtige familienpolitische Maßnahme" (DIW Wochenbericht 49/2016) auch über die kausal nachweisbaren Effekte bei den Beziehenden hinaus von einem Wertewandel – gerade auch mit Blick auf die steigende Erwerbstätigkeit von Müttern mit kleinen Kindern. Es weist darauf hin, dass familienpolitische Maßnahmen, die die mit dem Elterngeld eingeleiteten Entwicklungen verstärken, über die direkten Effekte des Elterngeldes hinaus zu einer günstigen Geburtenentwicklung beitragen könnten.

Auch die Gesamtevaluation der familien- und ehebezogenen Leistungen zeigt, dass Leistungen, die die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit verbessern, dazu beitragen, dass Familien wirtschaftlich dauerhaft gesichert sind und es den Kindern gut geht. Sie tragen sogar dazu bei, dass Paare sich eher ihre Kinderwünsche erfüllen. Eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine gut ausgebaute Kinderbetreuung sind die wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass Paare sich für Kinder entscheiden können und dass Familienleben gelingen kann. Bevölkerungsbefragungen zeigen: Das Elterngeld selbst wird nicht nur von einer großen Mehrheit der Zielgruppe selbst, sondern auch von der allgemeinen Bevölkerung positiv gesehen.

Ein neues Angebot, das eine neue Nachfrage geschaffen hat

Das Elterngeld hat Vätern und Müttern neue Möglichkeiten eröffnet, sich als Eltern gleichermaßen in Familie und Beruf zu finden. Ebenso wie seit seiner Einführung jedes Jahr mehr Mütter mit jüngeren Kindern zurück am Arbeitsmarkt sind, gibt es jedes Jahr mehr Väter, die sich, unterstützt vom Elterngeld, für eine Auszeit oder verringerte Arbeitszeit im Beruf entscheiden: Im Jahr vor der Einführung des Elterngeldes, 2006, waren 41Prozent der Mütter mit jüngstem Kind zwischen zwei und unter drei Jahren erwerbstätig, im Jahr 2015 waren es 58 Prozent . Und während vor Einführung des Elterngelds nur 3,5 Prozent der Väter eine Elternzeit nahmen, unterbrechen oder reduzieren mittlerweile 34 Prozent der Väter mithilfe des Elterngeldes ihre Erwerbstätigkeit- in einigen Regionen sogar bis zu 57 Prozent.

Mit seinen viel genutzten Möglichkeiten und seiner Beliebtheit hat das Elterngeld dazu beigetragen, auch die Einstellungen weiter zu verändern – in der Gesellschaft und bei heutigen und zukünftigen Eltern. Drei Vierteln der Mütter mit jungen Kindern ist heute die eigene Berufstätigkeit wichtig und fast 80 Prozent der Väter, wünschen sich mehr Zeit für die Familie. Eine Mehrheit der jungen Männer und Frauen wünscht sich finanziell unabhängige Partner und eine gleichmäßige Aufteilung der Erwerbs- und Familienarbeit. Tatsächlich aber lebt eine Mehrheit noch eine Aufteilung, die ihren Wünschen und Idealvorstellungen nicht entspricht.

Ein neues Angebot: das Elterngeld Plus

Mit Einführung des ElterngeldPlus mit Partnerschaftsbonus für Geburten ab dem 1. Juli 2015 wurde daher das Elterngeld weiterentwickelt. Eltern werden nun noch stärker dabei unterstützt, in eine partnerschaftliche Vereinbarkeit, bei der Mütter wie Väter Zeit für Beruf und die Familie haben, hineinzufinden. Schließlich ist sie auch aus Sicht der Wissenschaft "unabdingbar, um zu vermeiden, dass die Familiengründung regelmäßig eher für die Mütter als für die Väter zur Sackgasse wird" (DIW 2016, Discussion Paper 1592).

Bis zur Einführung des ElterngeldPlus war es so, dass Mütter und Väter, die während des Elterngeldbezugs in Teilzeit arbeiteten, zwar in dieser Zeit durch das Elterngeld unterstützt wurden, in der Summe jedoch weniger Elterngeld erhielten als Eltern, die ihre Erwerbstätigkeit vollständig unterbrachen. Vor allem Mütter standen damit vor der Entscheidung, ihre Erwerbstätigkeit, wie eigentlich gewünscht, früher wieder aufzunehmen und in den dabei verbrauchten Monaten ein geringeres Elterngeld zu erhalten oder im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes auf die Erwerbstätigkeit zu verzichten und ein maximales Elterngeld zu beziehen.

Zudem verkürzte die gleichzeitige Inanspruchnahme des Elterngeldes bei gleichzeitiger Teilzeiter-werbstätigkeit durch beide Partner den Zeitraum des Elterngeldbezugs, sodass im Extremfall das gemeinsame Monatskontingent nach dem siebten Lebensmonat des Kindes ausgeschöpft war (soge-nannter doppelter Anspruchsverbrauch bei gleichzeitigem Elterngeldbezug und gleichzeitiger Teil-zeiterwerbstätigkeit). Die Regelungen begünstigten folglich in ihrer Gestalt eher den längeren Elterngeldbezug nur eines Partners und eine Beschränkung des anderen Partners auf die Inanspruchnahme der Partnermonate.

Mit diesen Nachteilen hat das ElterngeldPlus aufgeräumt. Eltern, die nach der Geburt des Kindes Teilzeit arbeiten möchten, können heute länger Elterngeld erhalten und so ihr Elterngeldbudget besser ausschöpfen. Eltern können dabei bis zu 14 Monaten parallel ElterngeldPlus beziehen. Zudem gibt es einen Partnerschaftsbonus in Form von zusätzlichen ElterngeldPlus-Monaten, der die gleichzeitige Erwerbstätigkeit von 25 bis 30 Wochenstunden beider Eltern fördert. Beide Partner können sich auf diese Weise gegenseitig entlasten und neue zeitliche Spielräume gewinnen, um Erwerbstätigkeit und Zuwendung für das Kind zu kombinieren.

Die Bilanz zur Nutzung des ElterngeldPlus ist positiv: 18,3 Prozent – in einigen Regionen sogar bis 29 Prozent – der Eltern, deren Kinder ab dem 1. Juli 2015 geboren wurden, haben sich im 3. Quartal 2016 für das ElterngeldPlus entschieden. Bei Vätern kommt besonders der Partnerschaftsbonus gut an: Bis zu 40 Prozent der Väter, die ElterngeldPlus beantragen, entscheiden sich zugleich für den Partnerschaftsbonus. Väter, die ElterngeldPlus in Anspruch nehmen, beziehen auch länger Elterngeld (im Schnitt 7,7 Monate).

Knapp drei Viertel der Eltern mit minderjährigen Kindern und zwei Drittel der Bevölkerung bewerten das ElterngeldPlus als gut. Interesse und Beliebtheit des neuen Angebots entsprechen denen des Elterngeldes bei seiner Einführung. Knapp die Hälfte der Väter erwartet, dass sich die gesellschaftliche Akzeptanz von vollzeitnaher Teilzeit durch das ElterngeldPlus verbessert.

Veröffentlichungen sowie erste Studien zum ElterngeldPlus sehen das große Potenzial dieser Leistung, damit sich die Arbeitszeiten und somit auch die Zeit für Familie zwischen Müttern und Vätern angleichen (vgl. IAB Stellungnahme 2015, DIW 2016, Discussion Paper 1592).

In Zukunft: Elterngeld online beantragen

Im Jubiläumsjahr wird das Elterngeld zudem einen weiteren Meilenstein setzen und im digitalen Zeitalter ankommen: Um (werdende) Mütter und Väter im Alltag zu entlasten, soll im Frühjahr 2017 eine neue Online-Funktion für das Elterngeld zur Verfügung gestellt werden. Der onlinebasierte Elterngeldantrag stellt ein zusätzliches Angebot an die Bundesländer dar, die in Deutschland mit dem Vollzug des Elterngelds betraut sind und sich Stück für Stück anschließen können. Ein Online-Antragsmanager soll Eltern künftig dabei helfen, ihr Elterngeld bequem vom heimischen Rechner aus zu beantragen. Er wird Mütter und Väter in einer leicht verständlichen Sprache durch das Antragsformular leiten und zusätzliche Hilfestellungen bieten.

Anschließend werden die Antragsdaten der jeweils zuständigen Elterngeldstelle elektronisch über-mittelt. Der herkömmliche Beantragungsweg per Post steht den Eltern natürlich auch weiterhin offen. Der Online-Antrag wird an den beliebten und stark nachgefragten Elterngeldplaner und Elterngeldrechner anschließen. Dieser unterstützt Mütter und Väter schon jetzt darin, Elterngeld flexibel entlang ihrer individuellen Bedürfnisse aufzuteilen und die voraussichtliche Höhe des Elterngelds zu berechnen.

Daten und Fakten nach 10 Jahren Elterngeld

Entwicklung der Ausgaben im Elterngeld

GeburtsjahrAusgaben im Elterngeld in Mrd. EUR
20071,7
20084,2
20094,5
20104,6
20114,7
20124,8
20135,1
20145,7
20155,8

Zahl der Beziehenden

In den letzten 10 Jahren (bis zum 3. Quartal 2016) haben circa 8 Millionen Personen Elterngeld bezogen, davon 6,3 Millionen Frauen und 1,7 Millionen Männer.

Beziehende in Deutschland nach Geburtsjahrgängendes Kindes:

2008200920102011201220132014
Bezieher / Bezieherin ElterngeldInsgesamt785.541784.047810.231800.173834.359874.578932.953
Weiblich646.867630.906630.906623.454640.084657.033688.494
Männlich138.674153.141153.141176.719194.275217.545244.459

Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik zum Elterngeld – beendete Leistungsbezüge

Väterbeteiligung im Elterngeld

GeburtsjahrAnteil der Kinder, deren Vater Elterngeld bezogen hat in Prozent
200820,8
200923,6
201025,3
201127,3
201229,3
201332,0
201434,2

Entwicklung der Bezugsdauer

Im Durchschnitt beziehen Mütter 11,6 Monate Elterngeld; Väter 3,1 Monate. Ein Großteil der Väter (79 Prozent) bezieht Elterngeld für bis zu zwei Monate und schöpft somit die Partnermonate aus, die zusätzlich zum zwölfmonatigen Bezugszeitraum in Anspruch genommen werden können. 21 Prozent der Väter beziehen Elterngeld über einen längeren Zeitraum, sieben Prozent sogar für zehn bis zwölf Monate.

Im Zeitverlauf hat – parallel zur Zunahme der Beteiligungsquote – die durchschnittliche Zahl der Bezugsmonate tendenziell abgenommen: Sie belief sich im Jahr 2008 auf durchschnittlich 3,7 Monate und ist seitdem auf aktuell 3,1 Monate gesunken. Jedoch hat der Anstieg der Beteiligungsquote von Vätern den Rückgang der durchschnittlichen Bezugsdauer überkompensiert: Auf 100 Väter kommen für im zweiten Quartal 2013 geborene Kinder rund 99 Elterngeldmonate im Vergleich zu 76 Monaten für 2008 geborene Kinder. Seit der Einführung des ElterngeldPlus ist zu beobachten, dass Väter, die ElterngeldPlus in Anspruch nehmen, durchschnittlich deutlich länger Elterngeld beziehen (im Schnitt 7,7 Monate).