Neue Wegmarken Auf dem Weg zu einer Familienarbeitszeit mit einem Familiengeld

Eltern und Baby liegen auf dem Boden und lachen
Mehr Zeit für Familie und Beruf - für Väter und Mütter © Fotolia.de / Katie Martynova

Der Trend zu mehr Partnerschaftlichkeit bei Beruf und Familie ist nicht aufzuhalten: In dem Maße, in dem Eltern heute mit Familie und Beruf selbstverständlich mit dem Elterngeld leben, haben sich für viele die Vorstellungen geändert, welche Möglichkeiten es gibt, Familie und Beruf gemeinsam im Einklang zu bringen.

Inzwischen stellt sich eine Mehrheit vor, dass beide gleichzeitig beides bewältigen: Familie und Beruf. 60 Prozent der Eltern mit jüngstem Kind zwischen ein und drei Jahren wünschen sich, dass beide Partner in gleichem Umfang erwerbstätig sind und sich gleichermaßen um Haushalt und Familie kümmern. Doch nur ein kleiner Teil von ihnen lebt dieses Modell (DIW Wochenbericht Nr. 46.2013). Noch stärker als bei Eltern selbst zeigen sich die Wünsche nach einer partnerschaftlichen Aufteilung bei den kinderlosen Paaren mit Kinderwunsch – den Eltern von morgen (Prognos 2016: Zukunftsreport Familie 2030; Institut für Demoskopie Allensbach (2014): IfD-Umfrage 7208, Allensbacher Archiv).

Eltern zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Mütter wie Väter bleiben nach der Familiengründung häufig hinter ihren Wünschen zurück: Väter arbeiten oft überlange Vollzeit und haben vorrangig am Wochenende Zeit für ihre Kinder - obwohl sie sie gerne intensiver im Alltag begleiten würden. Und es sind zumeist die Mütter, die hauptsächlich für Kind und Haushalt zuständig sind und sich mit ihren Teilzeitstellen arrangieren, obwohl ihnen auch der Beruf wichtig ist und viele von ihnen gern mehr arbeiten würden.

Diese Aufteilung hat für beide Elternteile Folgen - vor allem für die Mütter aber konkrete, finanzielle Nachteile, weil dauerhafte, vollzeitferne Teilzeitarbeit verbunden ist mit schlechteren Chancen im Beruf, bei der Lohnentwicklung und für eine unabhängige Existenzsicherung, gerade auch im Alter oder bei einer Trennung vom Partner. Eltern ist dies sehr bewusst: Umfragen zeigen, dass vor allem Eltern kleiner Kinder, aber auch die allgemeine Bevölkerung von der Politik erwarten, die Voraussetzungen für Eltern zu verbessern, so dass beide Partner gleichermaßen berufstätig sein können.

Zeit für Familie und gute Chancen im Beruf für beide

Um Eltern dabei zu unterstützen, sich Zeit für Kinder und den Beruf zu nehmen, hatte Bundesfamili-enministerin Manuela Schwesig bereits zu Beginn ihrer Amtszeit die Idee einer Familienarbeitszeit, die auf eine vollzeitnahe Teilzeit von Eltern setzt, in die Diskussion eingebracht und diese Idee im Sommer 2016 konkretisiert:

Eltern, die beide in einem Umfang von 80 bis 90 Prozent der jeweils regulären Vollzeit erwerbstätig sind - das entspricht 28 bis 36 Wochenstunden - sollen ein Familiengeld in Höhe von je 150 Euro pro Elternteil erhalten - bis zu zwei Jahre lang und nach Bedarf, bis das Kind acht Jahre alt ist. Denn Lebensphasen, in denen Kinder verstärkt Zuwendung benötigen, gibt es auch dann noch, wenn sie aus dem Kindergartenalter raus sind. So berichten viele Eltern, dass sich die Vereinbarkeit beim Eintritt des Kindes in die Schule verschlechtert.

Die Familienarbeitszeit setzt auf eine vollzeitnahe Teilzeittätigkeit. Damit wird es für mehr Väter attraktiv und realistisch, sich die gewünschte Zeit für die Familie zu nehmen und für mehr Mütter möglich, ihre Existenz eigenständig zu sichern. Für Väter stellen lange Arbeitszeiten ein wesentliches Hemmnis für ein stärkeres Engagement in der Familie dar. Sie wollen vor allem ihre Überstunden reduzieren. Und der Blick auf die Mütter zeigt: Nur 28 Prozent der Mütter mit Kindern zwischen 1 und 4 Jahren verdienen mit ihrer Erwerbstätigkeit netto so viel, dass sie oberhalb des Grundsicherungsniveaus liegen - im Gegensatz zu 83 Prozent der Väter.

Arbeits- und Fachkräftemangel sprechen ebenfalls dafür, dass für mehr Eltern eine gleichzeitige Tätigkeit in vollzeitnaher Teilzeit attraktiv wird. Berechnungen zeigen: die zu erwartende Erhöhung der Erwerbstätigkeit bei den Müttern würde die Arbeitszeitverringerung bei den Vätern überkompensieren. Mit der Familienarbeitszeit könnten etwa 1, 9 Millionen Mütter und Väter ihre Arbeitszeiten an ihre Lebenswünsche anpassen. In der Folge würde sich der Fachkräftemangel um etwa 120.000 Vollzeitäquivalente reduzieren (Prognos AG (2016): Zukunftsreport Familie 2030).

Partnerschaftlich zu leben darf keine Frage des Geldbeutels sein. Daher soll das Familiengeld für alle Eltern gleich hoch sein und dadurch insbesondere auch die vielen Familien mit kleineren Einkommen erreichen. Auch Allein- oder getrennt Erziehende sollen das Familiengeld erhalten.

Die Familienarbeitszeit mit einem Familiengeld adressiert beide Eltern und würde diese ermutigen, sich die Zeit so untereinander aufzuteilen, dass beide in zuwendungsintensiven Lebensphasen gleich viel Zeit für ihr Kind haben, aber auch gleichermaßen ihre Chancen im Beruf ergreifen und sich und ihre Familie finanziell gut absichern können.

Dass die Familienarbeitszeit einen Nerv trifft, zeigen Umfragen: In der Bevölkerung wird die vorge-schlagene Idee eines Familiengeldes, und noch mehr von der Zielgruppe selbst, klar positiv bewertet. 63 Prozent der Eltern mit Kindern bis 8 Jahren halten das Konzept für gut, vor allem Mütter sehen es als positiv (71 Prozent). Der größte Zuspruch kommt mit 75 Prozent von den Eltern der Zukunft - den Kinderlosen mit Kinderwunsch.

Das Familiengeld im Überblick

Das Familiengeld will

  • es Eltern erleichtern, ihre Zeit für Familie und Beruf gleichmäßiger aufzuteilen und einander zu entlasten,
  • Familien finanziell abgesichert wissen,
  • mehr Kindern Zuwendungszeit mit beiden Eltern ermöglichen,
  • die individuelle Existenzsicherung, Armuts- und Altersvorsorge beider Eltern - vor allem der Mütter - verbessern,
  • die Angleichung beruflicher Entwicklungschancen und der Löhne von Männern und Frauen befördern.