Unabhängige Kommission Zwischenbericht zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs veröffentlicht

Titelbild des Ersten Zwischenberichts der Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs
Zwischenbericht

Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hat am 14. Juni ihren ersten Zwischenbericht vorgestellt. Neben der Dokumentation ihrer Arbeit beinhaltet der Bericht erste Erkenntnisse aus vertraulichen Anhörungen und schriftlichen Berichten. Daneben umfasst er Botschaften von Betroffenen an die Gesellschaft und Empfehlungen der Kommission an die Politik.

Bundesfamilienministerin Dr. Katarina Barley sagte anlässlich der Veröffentlichung:

"Sexualisierte Gewalt an Jungen und Mädchen kann Leben zerstören.  Umso wichtiger ist die Arbeit der Aufarbeitungskommission, die sich einer oft unerträglich schwierigen Aufgabe stellt. Mein Dank gilt besonders den Menschen, die ihre Geschichten der Kommission anvertrauen."

Bisherige Erkenntnisse

Einen ersten Schwerpunkt ihrer Arbeit hat die Kommission in der Familie gesetzt. Bisherige Erkenntnisse: Kinder haben oft keine oder erst spät Hilfe erfahren, weil Familienangehörige zum Teil lange etwas von dem Missbrauch wussten, sie dennoch nicht davor schützten und handelten. Hilfe von außerhalb der Familie erfahren Betroffene selten, weil die Familie, als Privatraum gesehen wird. Zudem wird in den Anhörungen und schriftlichen Berichten deutlich, dass viele Menschen mehrfachbetroffen sind: Sie erlebten sexuelle Gewalt durch verschiedene Täter oder Täterinnen oftmals auch in verschiedenen Bereichen. Ein weiteres Thema ist die Armut im Erwachsenenalter als eine gravierende Folge von sexuellem Kindesmissbrauch. Es besteht längst noch kein Bewusstsein darüber in der Gesellschaft, in welchem Ausmaß sexueller Kindesmissbrauch auch das spätere Erwerbsleben beeinträchtigen kann.

Die Politik ist nun aufgefordert, aus den Erkenntnissen der Kommission die richtigen Schlüsse zu ziehen und Maßnahmen abzuleiten.

Runder Tisch Sexueller Kindesmissbrauch

Das Bundesfamilienministerium setzt sich für den Schutz von Mädchen und Jungen vor sexualisierte Gewalt ein. Das Gesamtkonzept zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt hat verschiedene Maßnahmen zur Umsetzung der Empfehlungen des "Runden Tisches Sexueller Kindesmissbrauch" gebündelt. Um Hilfen und Unterstützung für Betroffene sexualisierter Gewalt zu verbessern, wurde ein Ergänzendes Hilfesystem aufgestellt. Die Bundeskoordinierungsstelle Spezialisierter Fachberatung setzt sich seit Ende 2016 für die Belange von spezialisierten Fachberatungsstellen ein, damit Betroffene bessere Beratung und Unterstützung erhalten.

Katarina Barley setzt sich für Aufstockung der Mittel ein

Seit Mai 2016 haben sich bei der Kommission rund 1000 Betroffene und weitere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen für eine vertrauliche Anhörung gemeldet. Davon konnten bisher etwa 200 Personen angehört werden. 

"Die Betroffene sprechen, damit sich etwas verändert. Es ist gelungen, ein solides Fundament für die Arbeit der Unabhängigen Aufarbeitungskommission zu schaffen. Das Familienministerium leistet dabei bereits jetzt den größten finanziellen Anteil.  Für das Jahr 2018 werde ich mich dafür einsetzen, die Mittel für die Arbeit der Unabhängigen Aufarbeitungskommission um über eine Million Euro zusätzlich aufzustocken. Die Sicherstellung der Finanzierung ist aber eine gesamtgesellschaftliche und ressortübergreifende Aufgabe. Dafür werde ich mich an der Seite des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs einsetzen", sagte Katarina Barley.

Für 2017 und 2018 hat sich die Kommission als weitere Arbeitsschwerpunkte Kindesmissbrauch in der DDR, in den Kirchen sowie ritueller/organisierter Missbrauch gesetzt. Das Bundesfamilienministerium finanziert die Arbeit der Aufarbeitungskommission zurzeit mit 1,6 Millionen Euro pro Jahr.

Der Zwischenbericht ist unter https://www.aufarbeitungskommission.de/hintergrundmaterialien/  abrufbar.