Corona-KiTa-Studie Lisa Paus: "Kindeswohl muss bei der Pandemiebekämpfung an erster Stelle stehen"

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Bundesjugendministerin Lisa Paus und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stellen gemeinsam in Berlin die Ergebnisse der Corona-KiTa-Studie vor© Photothek

Am 2. November haben Bundesfamilienministerin Lisa Paus und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Ergebnisse der Corona-KiTa-Studie vorgestellt. Die Pandemie hat demnach dazu beigetragen, soziale Ungleichheiten in Deutschland zu verstärken. Der Grund: Sozial benachteiligte Kinder waren besonders oft von negativen Folgen wie Infektionen und KiTa-Schließungen betroffen und müssen jetzt stärker gefördert werden als Kinder aus nicht benachteiligten Familien.

Bundesjugendministerin Lisa Paus: "Kinder haben in der Pandemie bereits erheblich gelitten - oft weniger am Virus selbst als an den Folgen der Eindämmungsmaßnahmen. Besonders erschreckt mich, dass ausgerechnet sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche besonders stark betroffen sind und so viele Kinder und Jugendliche psychische Belastungen zeigen. Gerade die Kinder, die am dringendsten Zugang zu früher Bildung und Förderung benötigen, unterlagen oft den stärksten Einschränkungen. In Zukunft muss das Kindeswohl unbedingt an oberster Stelle stehen. Hier geht es um die Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen und um Chancengerechtigkeit in unserem Land."

Studie belegt Verschärfung sozialer Ungleichheiten

Die Corona-KiTa-Studie des Robert-Koch-Instituts und des Deutschen Jugendinstituts ging der Frage nach, welche Rolle KiTa-Kinder im Infektionsgeschehen spielen und welche Folgen die Pandemie für Kinder, Familien und KiTas hat. Die jüngste KiTa-Befragung im Frühjahr 2022 ergab grundsätzlich gestiegene Förderbedarfe bei der sprachlichen, motorischen und sozial-emotionalen Entwicklung. In KiTas mit höheren Anteilen von Kindern aus sozial benachteiligten Familien stieg der Bedarf jedoch um 40 Prozent. In KiTas mit wenigen Kindern aus sozial benachteiligten Familien besteht dagegen bei rund 20 Prozent ein pandemiebedingter Förderbedarf.

Die Studie zeigt auch, dass die konsequente Umsetzung bestimmter Schutz- und Hygienemaßnahmen wie das Tragen von Masken oder die Unterteilung in kleine Gruppen mehr Sicherheit schaffen kann. Allerdings sind die Maßnahmen zum Teil sehr personalintensiv und können die pädagogische Arbeit einschränken. Deshalb raten die Autorinnen und Autoren zu einer sorgfältigen Abwägung.

Erklärfilm: Corona-KiTa-Studie

Sozial benachteiligte Kinder besonders belastet 

Ebenfalls vorgestellt wurde der Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMA) "Kindergesundheit", den das Bundeskabinett am 2. November beraten hat. Demnach haben Bund, Länder und Kommunen große Anstrengungen unternommen, um Einrichtungen für Kinder und Jugendliche offen zu halten, ihre Gesundheit präventiv zu fördern und besonders belastete Kinder und Jugendliche stärker zu unterstützen. Er kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass gerade ohnehin benachteiligte Kinder und Jugendliche besonders unter den Pandemiemaßnahmen zu leiden haben.

Die IMA "Kindergesundheit" hatte im September 2021 Handlungsempfehlungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor den negativen gesundheitlichen Folgen der Pandemie vorgelegt. Diese richteten sich an die Länder und Kommunen, den Bund und weitere Akteure. Die jetzt vorgelegte Auswertung zeigt, dass viele der empfohlenen Maßnahmen umgesetzt wurden. Im Rahmen des Bundesprogramms "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche" beispielsweise hat das Bundesjugendministerium den Ländern Mittel für Sport und Freizeitangebote, für zusätzliche Angebote an frühkindlicher Bildung, Jugend- und Sozialarbeit sowie psychosozialer Unterstützung bereitgestellt, die oft mit eigenen Initiativen vor Ort ergänzt wurden.

Sekundäre gesundheitliche Belastungen im Fokus

Der Bericht zeigt aber auch, dass Kinder und Jugendliche weiter erheblich unter den gesundheitlichen Folgen der Pandemie leiden, insbesondere diejenigen, die bereits vor der Pandemie besonders belastet waren. Die IMA "Kindergesundheit" wird in ihrer weiteren Arbeit deshalb den Fokus auf die sekundären gesundheitlichen Belastungen und auf die Situation besonders benachteiligter Kinder und Jugendlicher legen und im Februar 2023 einen Abschlussbericht mit weiteren Handlungsempfehlungen vorlegen.