Gleichwertige Lebensverhältnisse Jetzt erkunden: Interaktiver Deutschlandatlas ist online

Blick auf Gropiusstadt in Berlin von Süden
Gleichwertige Lebensverhältnisse schaffen - in der Stadt und auf dem Land© Fotolia/Stephan Laude

Der aktualisierte Deutschlandatlas ist als interaktive Website seit dem 15. Juli abrufbar. Insgesamt 56 Deutschland-Karten bilden die wichtigsten Fakten über das Leben in Deutschland ab und erlauben detaillierte Vergleiche zwischen den einzelnen Regionen. Die Karten illustrieren die räumlichen Strukturen und regionalen Ungleichgewichte in wichtigen Lebensbereichen der Menschen vor der Corona-Pandemie - von der Infrastruktur, der demografischen Entwicklung bis hin zur Gesundheitsversorgung und Sicherheit.

Der aktualisierte Deutschlandatlas zeigt für verschiedene Bereiche wiederkehrende Muster: Ost-West, Nord-Süd, Stadt-Land, Zentrum-Peripherie. Die Muster überlagern sich, aber es gibt immer wieder Ausnahmen. Im Gegensatz zu anderen Ländern, wo die Hauptstadtregion die Entwicklung dominiert, hat Deutschland viele Groß-, Mittel- und Kleinstädte, die Strahlkraft für das Umland haben und Motoren der regionalen Entwicklung sind. 

Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey:

"Mit dem interaktiven Deutschlandatlas kann sich jede und jeder - egal ob Bürgermeisterin, Schülersprecherin oder Rentner - ohne lange Suche über Zahlen und Statistiken konkret vor Ort informieren. Auch wenn es ein längerer Prozess bis zum Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse sein wird, haben wir schon einiges erreicht: etwa die Errichtung der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, die aktuell ihre Arbeit aufnimmt und tatkräftige Unterstützung für Engagierte anbieten wird. Auch die weitere finanzielle Unterstützung des Bundes für eine gute Kinderbetreuung auch über das Jahr 2022 hinaus wird zu mehr gleichwertigen Lebensverhältnissen beitragen."

Informationen zum Deutschlandatlas

Das Bundesinnenministerium, das Bundeslandwirtschaftsministerium und das Bundesfamilienministerium haben in ihrer Funktion als Vorsitzende der Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse" den Deutschlandatlas gemeinsam konzipiert. Er wurde erarbeitet und weiterentwickelt vom Statistischen Bundesamt, dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), dem Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) und dem Thünen-Institut für Ländliche Räume.

Der Deutschlandatlas schafft eine amtliche Datenbasis für die Politik, gleichwertige Lebensverhältnisse zu erreichen. Die Karten werden zweimal im Jahr aktualisiert. Der Deutschlandatlas macht Veränderungen in Deutschland sichtbar und zeigt auf, in welchen Bereichen und Regionen noch Handlungsbedarf zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse besteht. Die Bundesregierung hat den Deutschlandatlas erstmals im Juli 2019 vorgestellt.

Kernbefunde des Deutschlandatlas'

Wo wir leben, wer wir sind

Die Großstädte und die Umlandkommunen, aber auch die meisten Städte mittlerer Größe, verzeichnen in den letzten Jahren ein Bevölkerungswachstum, viele von ihnen stark. Auch wenn sich hier oft ein Stadt-Land-Gefälle zeigt, gibt es zahlreiche ländliche Regionen, die ebenfalls Wachstum verzeichnen. Dazu gehören Regionen in weiten Teilen Bayerns und Baden-Württembergs, in Süd- und Mittelhessen, im westlichen Niedersachsen (Emsland, Oldenburger Land) sowie an der ostdeutschen Ostseeküste. Das Durchschnittsalter in den wachsenden ländlichen Räumen ist niedriger als in denen mit Abwanderung und Bevölkerungsrückgang, beispielsweise in vielen ländlichen Regionen Ostdeutschlands, Südniedersachsen, der Westpfalz und Oberfrankens.

Darüber hinaus zeigt der Deutschlandatlas in diesem Bereich auch die regionalen Daten zu den Themen: Flächennutzung, Binnenwanderung, Zu- und Abwanderung, Steuereinnahmekraft der Gemeinden, Anteil verschiedener Altersgruppen an der Bevölkerung.

Wie wir wohnen, arbeiten und lernen

Die Herausforderungen in den einzelnen Regionen sind unterschiedlich und positive Entwicklungen können auch negative Begleiterscheinungen haben. In strukturschwachen Regionen mit sinkender Bevölkerung werden die Zusammenhänge vieler Faktoren deutlich:

Wenn die Bevölkerung abnimmt, verringern sich das Arbeitskräfteangebot und die Kaufkraft. Läden, Schulen, Fachärzte und der Öffentliche Personennahverkehr haben weniger Kunden oder Nutzerinnen und Nutzer, die Kosten steigen oder das Angebot wird weiter ausgedünnt und Gebäude stehen leer. Zudem können durch sinkende Steuereinnahmen die Handlungsspielräume finanzschwacher Kommunen weiter eingeschränkt werden, was wiederum den negativen Trend verstärkt. Im Nordosten und im Westen Deutschlands sowie in den kreisfreien Großstädten beziehen überdurchschnittlich viele Einwohner soziale Mindestsicherungsleistungen. Auch das belastet die kommunalen Haushalte.

Umgekehrt haben Regionen mit stark steigender Bevölkerung Probleme bei der Schaffung von Wohnraum, zum Beispiel in den Groß- und Universitätsstädten. Sie müssen gerade in die Infrastrukturen massiv investieren, die andernorts nicht ausgelastet sind. Mieten und Preise für Bauland und Wohnimmobilien steigen weiter, wenngleich sich der Anstieg bei den Angebotsmieten zuletzt etwas verlangsamt hat. Während der Zuzug von jungen Menschen in die Ballungsräume anhält, weichen Familien verstärkt ins Umland aus, weil sie hier für weniger Geld mehr Wohnfläche bekommen.

Das Bevölkerungswachstum ländlicher Räume spiegelt sich auch in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung wider: Es gibt viele wirtschaftlich starke ländliche Räume in Deutschland – beispielsweise in vielen Regionen im Süden und in der Mitte Deutschlands. Die Menschen, die dort leben, verfügen über eine überdurchschnittlich hohe Kaufkraft, das einwohnerbezogene Bruttoinlandsprodukt der Landkreise ist hoch und die soziale Infrastruktur meist gut ausgeprägt. Diese Regionen ziehen viele hochqualifizierte Beschäftigte an. Die Arbeitslosigkeit liegt weit unter dem Durchschnitt, der Anteil der Haushalte, die Arbeitslosengeld II (Hartz IV) beziehen, ist gering. Diese wirtschaftlich starken Landkreise abseits der Zentren stützen ihre wirtschaftliche Stärke auf den Mittelstand. Viele "Hidden Champions", also vergleichsweise unbekannte Marktführer, sowie Zulieferindustrien haben hier ihren Sitz und tragen zu einer guten wirtschaftlichen Entwicklung und zum Wohlstand in diesen Regionen bei.

Für Eltern werden Angebote für eine gute Kinderbetreuung immer wichtiger. In Deutschland wurden 2018 mit rund 789.000 Kinder unter drei Jahren etwa ein Drittel in privaten oder öffentlichen Einrichtungen betreut. Regional betrachtet werden in den ostdeutschen Bundesländern 51,5 Prozent der Kinder unter drei Jahren in Kindertagesstätten betreut, in westdeutschen Bundesländern 29,4 Prozent. Bei über zwei Millionen Kindern über drei Jahren waren mehr als 90 Prozent von ihnen bis zum Eintritt in die Schule in einer Kinderbetreuung. Die regionalen Unterschiede sind bei den älteren Kindern geringer.

Darüber hinaus zeigt der Deutschlandatlas unter anderem auch die regionalen Daten zu den Themen: Baulandpreise für Eigenheime, Wohnungsleerstand, Berufsqualifikation der Beschäftigten, Erwerbstätigkeit, Arbeitsvolumen, geringfügige Beschäftigung, Erreichbarkeit von Schulen, Anteil von Kindern in Bedarfsgemeinschaften.

Wie wir uns vernetzen und uns bewegen

Bei der Breitbandversorgung zeigen sich Unterschiede insbesondere zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Während der Anteil der mit mindestens 50 Mbit/s versorgten Haushalte in den Metropolen Deutschlands weit über 95 Prozent liegt, realisieren viele ländliche, meist peripher gelegene Regionen noch immer Werte von unter 60 Prozent. Der Großteil der Regionen mit einer weit unterdurchschnittlichen Versorgung liegt in stärker ländlich geprägten Kreisen von Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Nordhessen.

Bei der mobilen Breitbandverfügbarkeit mit LTE ab 2 Mbit/s zeigt sich, dass die Hälfte der Gemeinden eine Flächenabdeckung mit LTE von über 97 Prozent besitzt. Die LTE-Verfügbarkeit insgesamt und im Besonderen in der Fläche ist weitestgehend gegeben.

Die Zahl der Pendlerinnen und Pendler in Deutschland ist von 14,9 Millionen im Jahre
2000 auf 19,3 Millionen im Jahr 2018 gestiegen. Damit liegen für etwa 59,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Wohnort und der Arbeitsort in unterschiedlichen Kommunen. Die durchschnittliche Distanz, die täglich zum Arbeitsort zurückgelegt werden muss, beträgt 16,9 Kilometer. Etwa 20 Prozent aller Beschäftigten müssen mehr als 30 Kilometer zum Arbeitsort zurücklegen, knapp elf Prozent sogar mehr als 50 Kilometer. Besonders lange Distanzen müssen die Beschäftigten auf sich nehmen, die in dünn besiedelten Räumen leben. Dies betrifft insbesondere den Nordosten Deutschlands, aber auch die Regionen im weiteren Umland der großen Ballungsräume, wo es aufgrund der geringen Konzentration der Arbeitsplätze starke Pendlerverflechtungen mit den Ballungsräumen gibt.

Darüber hinaus zeigt der Deutschlandatlas unter anderem auch die regionalen Daten zu den Themen: Erreichbarkeiten im Öffentlichen Verkehr; Erreichbarkeit von Zentralen Orten.

Unsere Gesundheitsversorgung und Sicherheit 

Neben der hausärztlichen Versorgung ist auch die Verfügbarkeit von Krankenhäusern der Grundversorgung entscheidend für die Daseinsvorsorge der Bevölkerung. Etwa 78 Prozent der Bevölkerung benötigen dafür maximal 15 Minuten, acht Prozent aber auch mehr als 20 Minuten. Insgesamt zeigt die regionale Betrachtung ein relativ ausgewogenes Muster. Auffällig ist das vergleichsweise engmaschige Standortnetz in Nordrhein-Westfalen. Die beste Pkw-Erreichbarkeit weist Berlin auf (sieben Minuten), schlechtere Erreichbarkeiten zeigen sich in ländlichen Randgebieten, insbesondere in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Bayern.

Die Karte zu "Straftaten" zeigt neben einem Nord-Süd-Gefälle auch, dass
Städte stärker von Kriminalität betroffen sind als Landkreise. So liegt in den
Städten die Anzahl an Straftaten zwischen rund 7500 und 15.200 pro
100.000 Einwohnerinnen und Einwohner gegenüber etwas mehr als 5600 Straftaten im Durchschnitt über alle Landkreise und kreisfreien Städte.

Darüber hinaus zeigt der Deutschlandatlas unter anderem auch die regionalen Daten zu den Themen: Anteil der Pflegebedürftigen in ambulanter und stationärer Pflege, Erreichbarkeit durch Luftrettung sowie Wohnungseinbrüche und Erreichbarkeit durch die Polizei.