Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen Gewalt in der Partnerschaft: Anzahl gemeldeter Fälle steigt

Bundesfrauenministerin Dr. Katarina Barley hält ein Schild mit der Nummer des Hilfetelefons in der Hand
Dr. Katarina Barley ruft zur Mitmachaktion "Wir brechen das Schweigen" auf© BMFSFJ

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November hat das Bundeskriminalamt die zweite jährliche "Kriminalstatistische Auswertung zu Gewalt in Partnerschaften" veröffentlicht. Die Zahlen bilden ab, in welchem Umfang und mit welchen Ausprägungen versuchte und vollendete Gewalt in Paarbeziehungen bei der Polizei im Jahr 2016 bekannt geworden sind. Genannt wird auch, in welcher Beziehung Täter und Opfer zueinander stehen und welche Delikte passiert sind.

Wie die Auswertung zeigt, sind Opfer von Partnerschaftsgewalt zu 80 Prozent Frauen. Mehr als 51 Prozent von ihnen lebten in einem gemeinsamen Haushalt mit dem Tatverdächtigen. Seit 2012 lässt sich ein kontinuierlicher Anstieg der Opferzahlen von Partnerschaftsgewalt feststellen.

Dazu Bundesfrauenministerin Dr. Katarina Barley:

"Wir müssen dem Schutz vor Gewalt höchste Priorität einräumen. Die aktuellen Zahlen bestätigen, dass Gewalt gegen Frauen im eigenen Zuhause und in der Partnerschaft ein drängendes Problem ist. Die bei der Polizei registrierten Fälle reichen von Beleidigungen, Einschüchterungen und Bedrohungen zu physischen und sexuellen Misshandlungen bis hin zu Vergewaltigung sowie Mord und Totschlag. Jede Tat von häuslicher Gewalt, ob gegen Frauen, Männer oder die häufig mitbetroffenen Kinder gerichtet, ist eine Straftat und muss entsprechend verfolgt werden. Gleichzeitig müssen wir vorhandene Hilfestrukturen wie Frauenhäuser und Beratungsangebote weiter stärken."

Anstieg gemeldeter Delikte seit 2012

Bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung in Partnerschaften sind die Opfer zu fast 99 Prozent weiblich, bei Stalking und Bedrohung in der Partnerschaft sind es fast 90 Prozent. Bei vorsätzlicher, einfacher Körperverletzung sowie bei Mord und Totschlag in Paarbeziehungen sind 81 Prozent der Opfer Frauen.

Im Jahr 2016 wurden durch ihre Partner oder Ex-Partner insgesamt 133.080 Personen Opfer versuchter und vollendeter Delikte wie Mord und Totschlag, Körperverletzungen, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Bedrohung und Stalking. 82 Prozent dieser Opfer sind Frauen. Gegenüber 2015 ist die Anzahl der Opfer partnerschaftlicher Gewaltdelikte damit um 4,4 Prozent angestiegen. Eine Entwicklung, die seit 2012 festzustellen ist.

Insgesamt waren in Deutschland 108.956 Frauen im Jahr 2016 von Partnerschaftsgewalt betroffen (versuchte und vollendete Delikte):

  • Vorsätzliche einfache Körperverletzung: über 69.700
  • Bedrohung: über 16.700
  • Gefährliche Körperverletzung: rund 11.900
  • Stalking: über 7.600
  • Mord und Totschlag: 357

Die vollständige kriminalstatistische Auswertung zu Gewalt in Partnerschaften ist hier zu finden.

Dr. Katarina Barley:

"Die Zahlen sind erschreckend – insbesondere mit Blick auf die vermutete Dunkelziffer. Die ansteigenden Zahlen der bekannt gewordenen Delikte sind aber auch ein Zeichen dafür, dass mehr Opfer Hilfe bei der Polizei suchen und erlittene Gewalttaten zur Anzeige bringen. Eine solche Entwicklung wird auch durch den veränderten gesellschaftlichen Umgang mit sexuellen Übergriffen und Diskriminierung, wie etwa aktuell durch die #metoo-Debatte, befördert. Einen wichtigen Beitrag hat hier auch die Verankerung des Grundsatzes 'Nein heißt Nein' im Strafrecht geleistet. Ich wünsche mir, dass die Sensibilität für geschlechtsspezifische Gewalt weiterhin steigt, ebenso wie der Mut, das Schweigen darüber zu brechen. Damit möglichst viele einen Weg aus der Gewalt finden!"

Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr erreichbar. Unter der Rufnummer 08000 116 016 und über die Online-Beratung unter www.hilfetelefon.de. Das Hilfetelefon richtet sich an Betroffene, Menschen aus dem sozialen Umfeld der Betroffenen und Fachkräfte. Die Beratung ist anonym, kostenlos, barrierefrei und wird neben Deutsch in 17 weiteren Sprachen angeboten.

Mitmachaktion "Wir brechen das Schweigen"

Bundesfrauenministerin Dr. Katarina Barley und das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" rufen die Öffentlichkeit dazu auf, sich an der Mitmachaktion "Wir brechen das Schweigen" zu beteiligen. Es geht darum, sich öffentlich solidarisch mit Betroffenen zu zeigen und sie darin zu bestärken, einen ersten Schritt zu wagen - weg aus der Gewalt, in ein neues Leben. Der Hashtag für die Aktion in den sozialen Netzwerken lautet #schweigenbrechen.